(Rudolf Brandner) – Auszug: „Es ist die Einsicht Platons, die er vor etwa 2400 Jahren seinen Freunden in den sizilianischen Bürgerkriegswirren ins Gewissen schrieb: ‚Nötig ist zu wissen für jeden Mann, dem ein göttliches Geschick auch nur ein Geringes an richtigen Ansichten eingegeben hat, dass es im Kampf der Gegner kein Ende des Übels gibt, bevor nicht einmal die, die in den Kämpfen die Oberhand gewonnen haben, aufhören, erlittenen Schaden durch Vertreibung und Hinrichtungen zurückzuzahlen und an ihren Feinden Vergeltung zu üben, sondern sich vielmehr selbst in der Gewalt halten, Gesetze für alle zu erlassen, die ihnen selbst nicht mehr Genuss bringen als den Unterlegenen, und sie zwingen, sich an die Gesetze zu halten.‘ Und zwar dadurch, wie Platon weiter erklärt, dass sie ihre Überlegenheit nur zur Durchsetzung der gesetzlichen Ordnung nutzen, sich zugleich aber durch ihren Selbstverzicht auch die ethische Achtung der Unterlegenen erwerben, die gleichberechtigt an der gesetzlichen Ordnung teilhaben. Nicht die moralische Verleugnung, sondern die Anerkennung von Macht als politischer Grundtatsache muss zur Einsicht führen, dass sie kein Selbstzweck ist, da sie im Wechselspiel geschichtlicher Geschicke an ihrer eigenen Negativität zugrunde gehen muss. Ihr geschichtlicher Sinn ist vielmehr, die geschichtliche Negativität in Rechtsverhältnisse zu transzendieren, denen sie sich selbst unterwirft (…)“
Volker Grescho
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